In der letzten Folge haben wir über die Teilregionen Médoc, Graves und Sauternes sowie Entre-Deux-Mers berichtet. In dieser zweiten Folge über die weltberühmten Bordeaux-Weine erfährst du mehr über die beiden Teilregionen Libournais und Blayais et Bourgeais. Vor allem aus dem Libournais stammen weltberühmte Weine wie der "Pétrus" und Weine vom "Château Cheval Blanc".
Im ersten Teil hast du schon viel über die Teilregionen Médoc, Graves und Sauternes sowie Entre-deux-Mers erfahren. In diesem Teil interessieren wir uns für die beiden anderen Regionen Libournais und Blayais & Bourgeais und deren Weine.
Weinanbaugebiet Bordeaux: Prestige-Weine aus dem Südwesten Frankreichs (Teil 2)
Teilregionen der Bordeaux-Weinbauregion (Fortsetzung)
Hier nochmal zur Erinnerung die Übersichtskarte über die Teilregionen des Weinbaugebiets Bordeaux.
Abbildung 1: Weinbauregion Bordeaux und Teilgebiete [Quelle: Adobe #170768756]
Libournais – Sitz des Weltkulturerbes
Das Libournais bezeichnet das Weinanbaugebiet um die Stadt Libourne auf dem rechten Ufer der Dordogne. Gerne wird auch das gesamte rechte Ufer (mit Blaye et Bourg) als Libournais bezeichnet. Als Bordelais wird hingegen das gesamte linke Ufer der Gironde und Garonne benannt.
Die Weinberge des Libournais werden von den beiden Flüssen Isle und Barbanne durchquert. Am rechten Ufer der Dordogne wird überwiegend die rote Rebsorte Merlot angebaut. Teil des Libournais ist das Weinbaugebiet um die Stadt Saint-Émilion, das heute zu den bekanntesten und bedeutendsten Weingebieten zählt.
Es gibt 12 Appellationen im Libournais.
Rotweine:
- Saint-Émilion AOC
- Saint-Émilion Grand Cru AOC
- Montagne-Saint-Émilion AOC
- Lussac-Saint-Émilion AOC
- Puisseguin-Saint-Émilion AOC
- Saint-Georges-Saint-Émilion AOC
- Pomerol AOC
- Lalande-de-Pomerol AOC
- Fronsac AOC
- Canon-Fronsac AOC
- Castillon – Côtes-de-Bordeaux AOC
Trockene Weißweine und Süßweine:
- Francs – Côtes-de-Bordeaux AOC
Fast ausschließlich beziehen sich diese Appellationen auf Rotweine. Nur in der Appellation Francs Côtes du Bordeaux werden zusätzlich auf wenigen Hektar auch Weiß- und Süßweine angebaut.
Saint-Émilion und Saint-Émilion Grand Cru
Neben der Appellation Saint-Émilion steht bereits über zwei Dekaden auch der gleichnamige Ort auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbe. Das Weinbaugebiet Saint-Émilion ist neben dem Médoc, Graves und Pomerol eine der wichtigsten Rotwein-Gebiete der Bordeaux-Weinregion. Die Weine bestehen hier fast immer aus Merlot und Cabernet Franc. Saint-Émilion verfügt über ein eigenes Klassifizierungssystem. Es gibt zwei kommunale Appellationen: Saint-Émilion und Saint-Émilion Grand Cru. Für die Grand Cru-Appellation werden die Weine vor der Abfüllung einer zweiten Qualitätsprüfung unterzogen. Spitzenweine der Klasse Premier Grand Cru Classé A stammen von den Châteaux „Ausone“ und „Cheval Blanc“.
Die Appellation Saint Émilion umfasst 1171 Hektar Rebfläche. Die Böden sind je nach Lage unterschiedlich. So gibt es im Zentrum eher Kalkplateaus mit Kreide- und Tonschlamm-Böden. Die Böden im Nord-Westen bestehen überwiegend aus einem Sand-Ton-Gemisch. Im Süden Richtung des Flusstals findet man leichtere Böden aus Kies- und Sandschwemmland. Die körperreichen, runden und warmen Weine aus Saint Émilion schmecken nach Walderdbeeren und roten Johannisbeeren und haben Noten von Gewürz, Vanille, Leder und Rauch. Sie haben eine solide aber samtige Tanninstruktur und sind in der Regel im Abgang kräftig, können aber auch dezent ausfallen.
In den Cuvées dominiert hier meistens die Rebsorte Merlot. Lediglich einige Weingüter an der Grenze zu Pomerol, wie „Château Figeac“ und „Château Cheval Blanc“, verwenden überwiegend Cabernet-Sauvignon bzw. Cabernet Franc.
Für den Rotwein der Klasse Saint Émilion Grand Cru werden die Rebsorten Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Merlot ausgebaut. Die Trauben wachsen auf Sandböden, gemischt mit Kies. Die Rebflächen betragen 4160 Hektar. Dominant bei den Rotweinen sind Aromen von roten Früchten, Feigen, Backpflaume, Rose, Pfingstrose und Mandeln. Die Weine haben im Abgang eine kräftige Struktur und seidige Tannine.
Montagne Saint-Émilion
Der in dieser Region angebaute Rotwein wird aus den Rebsorten Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Merlot gewonnen. Die Weinberge sind geprägt von Ton-Kalk-Böden. Die Reben wachsen auf einer Fläche von 1490 Hektar. Die Rotweine schmecken intensiv nach roter Frucht mit Noten von Holz, Brombeere und Lakritz. Im Abgang sind sie elegant, robust und körperreich mit einer schönen Tanninstruktur.
Lussac-Saint-Émilion
Die roten Rebsorten Cabernet Franc und Merlot wachsen auf einer Fläche von 1416 Hektar auf Ton-Kalk-Plateaus im Westen und Tonböden im Norden. Die daraus produzierten Rotweine sind komplex und intensiv mit Noten von roten Früchten und einem samtigen und komplexen Abgang.
Puisseguin Saint-Émilion
Cabernet Franc und Merlot bilden hier die Grundlage für die fülligen, fruchtigen Rotweine mit feinen Tanninen. Die Reben wachsen auf einer 731 Hektar großen Bodenfläche aus Ton und Kalk. Die Rotweine können problemlos bis zu 10 Jahre gelagert werden.
Saint-Georges-Saint-Émilion
Hiesige Rotweine aus den Sorten Cabernet Franc und Merlot tragen fruchtige und würzige Aromen. Sie sind kräftig und tanninhaltig. Die Trauben wachsen auf 199 Hektar großen Ton-Kalk-Flächen
Pomerol
Die Rotweine aus dieser Region werden aus den roten Rebsorten Cabernet Franc und Merlot gekeltert. Die Reben wachsen auf kiesigem und sandigem Felsen gemischt mit Eisenschlacke. Die Anbaufläche umfasst 792 Hektar. Die Rotweine, die auf diesen Böden entstehen, schmecken nach Veilchen, roten Früchten und Trüffel. Im Abgang sind sie raffiniert, kräftig, intensiv und sinnlich. Weltbekannt sind die Spitzenweine „Pétrus“, „Le Pin“ und Rotweine vom „Château Lafleur“. Exzellente Weine können bis 30 Jahre reifen.
Lalande-De-Pomerol
Aus den Rebsorten Cabernet Franc und Merlot entstehen ausdrucksstarke und charakteristische Rotweine mit Noten von roten Früchten und bei einer Reifung im Eichenfass mit Noten von Pflaume, Leder, Wild und Kokos und seidigen Tanninen. Der Boden besteht aus einer perfekten Mischung aus Ton, Kies und Sand. Die Reben wachsen auf einer Fläche von 1154 Hektar.
Fronsac
Rotweine aus den Rebsorten Cabernet Franc und Merlot entstehen auf den Schwemmland-Böden und den felsigen Ton-Kalk-Hügeln in und um die Stadt Fronsac. Die Weinberge umfassen eine Fläche von 771 Hektar. Die Rotweine sind kräftig und vornehm im Aroma mit Noten von kleinen roten Früchten, Pfeffer und Gewürzen. Der Abgang ist rund und langanhaltend.
Das Weinbaugebiet Fronsac liegt westlich der Appellationen Saint-Émilion und Pomerol. Von Pomerol ist es nur durch einen kleinen Seitenfluss der Dordogne, die Isle, getrennt. Die Appellation gilt ausschließlich für Rotweine.
Canon Fronsac
Auf den Ton-Kalk-Böden des 243 Hektar großen Weinbergen werden Rotweine aus den Rebsorten Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Merlot angebaut. Es sind intensive, körperreiche, opulente Weine mit Aromen von roten Früchten und samtigen Tanninen.
Castillon Côtes de Bordeaux
Die roten Rebsorten Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Merlot gedeihen prächtig auf den Ton-Kalk- und Molasseböden dieses 1853 Hektar großen Weingebiets. Sie bringen ausdrucksstarke und solide Rotweine mit einer feinen Tanninstruktur und Aromen von Pflaume und Kirsche, Veilchen, Leder und Himbeere hervor.
Francs – Côtes de Bordeaux
Hier herrschen Ton-Kalkböden vor. Darauf wachsen auf einigen Hektar die Trauben für die lieblichen Weißweine (Süßweine) dieser Appellation. Sie werden aus den Traubensorten Muscadelle, Sauvignon Blanc und Sémillon gekeltert. Es entstehen Süßweine mit Aromen von Aprikose, Akazie und exotischen Früchten und einem feinen und weichen Abgang.
Auf 19 Hektar werden die Trauben für die trockenen Weißweine angebaut. Es sind dieselben Traubensorten wie bei den Süßweinen. Die reichhaltigen, fruchtigen Weißweine entwickeln Noten von Honig, Ananas und Zitrusfrüchten sowie holzige Aromen. Diese Weine können nicht lange gelagert werden.
Auf 387 Hektar erntet man die Rebsorten Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Merlot für die Rotweine. Diese Weine schmecken jung nach roten Früchten, während bei länger gelagerten Rotweine Noten von Backpflaume, Leder und Vanille hinzukommen.
Blaye et Bourg - Weine, von der Sonne verwöhnt
Nördlich des Zusammenflusses von Dordogne und Garonne liegt die Region Blayais und Bourgeais um die Städte Blaye und Bourg. Die Landschaft ist vielfältig. So stehen die Hanglagen im Hinterland stark im Kontrast zu der maritimen Landschaft an der Flussmündung. Die Trauben wachsen auf über 9000 Hektar großen Hügeln, auf denen sie von einer optimalen Sonneneinstrahlung profitieren.
Die Böden in dieser Region sind vielfältig. So bestehen sie im westlichen Teil, um die Stadt Blaye herum, aus Ton-Kalkstein, der für die Rebsorte Merlot hervorragend geeignet ist. Im Norden dominieren Sand- und Kiesböden, die ideal sind für Sauvignon Blanc. Im Südosten der Appellation gibt es eine große Vielfalt an Böden, auf denen jede Rebsorte ihr volles Potenzial entfalten kann.
Es gibt in dieser Region acht Appellationen:
Rotweine:
- Blaye
- Blaye Côtes de Bordeaux
- Bourg
- Côtes de Bourg
Trockene Weißweine:
- Blaye Côtes de Bordeaux
- Côtes de Blaye
- Bourg
- Côtes de Bourg
Blaye, Côtes des Blaye und Côtes de Bordeaux
Das Cuvée der Rotweine von Blaye besteht aus den roten Rebsorten Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Malbec, Petit Verdot und Merlot. Die Trauben gedeihen auf Ton-Kalk-Böden, die eine Fläche von 37 Hektar umfassen. Die Rotweine sind intensiv und fruchtig und haben einen runden, fruchtigen und würzigen Abgang.
Die Appellation Côtes de Blaye steht für trockene Weißweine aus den Rebsorten Ugni Blanc, Colombard, Muscadelle, Sauvignon Blanc und Sémillon. Sie werden lediglich auf einem Hektar Rebfläche angebaut. Die Weißweine sind körperreich und haben Noten von Zitrusfrüchten, exotischen Früchten, Grapefruit, Pfirsich oder Rhabarber.
Die Fläche der Appellation Blaye Côtes de Bordeaux beträgt knapp 5500 Hektar und ist damit eine der größten in der Region. Es gibt 450 Weingüter und drei Genossenschaftskellereien. Die durchschnittliche Fläche je Weingut liegt bei 17 Hektar. Jährlich werden in dieser Appellation rund 280 Tausend Hektoliter Wein produziert. Das entspricht über 35 Millionen Flaschen. Es werden zum überwiegenden Teil Rotweine (90 Prozent) produziert und nur zu 10 Prozent trockene Weißweine.
Rotweine werden auf einer Fläche von 5213 Hektar angebaut. Die Cuvée entsteht aus den Rebsorten Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Carménère, Malbec, Petit Verdot und Merlot, die auf Ton-Kalk-Böden wachsen. Junge Rotweine schmecken sehr fruchtig; im Alter wird der Wein würziger und bekommt einen Hauch von Moschus. Die Tannine sind mild und ausgewogen.
Die trockenen Weißweine dieser Appellation bestehen aus den weißen Rebsorten Ugni Blanc, Colombard, Muscadelle, Sauvignon Blanc und Sémillon. Diese wachsen auf Ton-Kalk-Böden auf einer Fläche von 277 Hektar. Die Weißweine sind intensiv und kräftig mit Zitrusnoten und einer feinen, leichten Säure.
Bourg und Côtes de Bourg
Die Appellationen erstrecken sich über fünfzehn Gemeinden. Hügel und Täler prägen das Landschaftsbild. Es ist sonniger und weniger regnerisch als im Rest der Region.
Die Rotweine der beiden Appellationen werden aus den Sorten Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Malbec und Merlot hergestellt. Der Boden besteht aus Ton und Kalk gemischt mit porösen Steinen. Die Trauben wachsen auf 3366 Hektar Rebfläche. Die Aromen der weichen, ausbalancierten Weine sind subtil. Die Weine haben eine ausgeprägte Tannin-Struktur.
Die trockenen Weißweine bestehen aus den Rebsorten Colombard, Sauvignon Blanc und Sémillon. Auf einer Fläche von 34 Hektar werden runde und elegante Weißweine mit subtilen Aromen und Noten von Zitrusfrüchten, Pfirsich und Blüten produziert.
Hast du den ersten Teil der Serie über die Weinanbauregion Bordeaux verpasst, dann kommst du hier zur ersten Folge der Serie über Bordeaux-Weine.
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